Laura Laabs: Ein Roman über Ost-Berlin und vergessene Identitäten

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Laura Laabs reflektiert in ihrem Debütroman "Adlergestell" die komplexen Beziehungen zwischen Vergangenheit und Identität in Ostdeutschland.

Laura Laabs reflektiert in ihrem Debütroman "Adlergestell" die komplexen Beziehungen zwischen Vergangenheit und Identität in Ostdeutschland.
Laura Laabs reflektiert in ihrem Debütroman "Adlergestell" die komplexen Beziehungen zwischen Vergangenheit und Identität in Ostdeutschland.

Laura Laabs: Ein Roman über Ost-Berlin und vergessene Identitäten

Laura Laabs hat mit ihrem Debütroman *Adlergestell* nicht nur ein literarisches Werk geschaffen, das tief in ihrer eigenen Biografie verwurzelt ist, sondern auch die komplexen Themen der ostdeutschen Identität beleuchtet. Die 1985 in Ost-Berlin geborene Filmregisseurin und Schriftstellerin nimmt die Leser:innen mit auf eine Reise zurück in ihre Kindheit, die von historischen Ereignissen geprägt ist. Das zentrale Motiv ist die Frage, inwiefern die großen Umbrüche der Geschichte das individuelle Leben beeinflusst haben. „Adlergestell“ wird als ein Roman beschrieben, der mehr ist als Nostalgie und Abrechnung – es ist eine Spurensuche nach der eigenen Entfremdung und den familiären Wurzeln, die in einer ebenso bewegten wie problematischen Vergangenheit verankert sind, wie news.at berichtet.

Die Geschichte folgt drei Mädchen – Lenka, Chaline und der Ich-Erzählerin – die um 1990 in Ostberlin aufwachsen und die Herausforderungen des Lebens nach dem Fall der Mauer bewältigen. Sie haben große Träume und möchten ihr Leben selbst in die Hand nehmen, stehen jedoch bald vor den Grenzen ihrer Freiheit. Die Auswirkungen dieser Umbrüche und ihre anhaltenden Hoffnungen werden im Roman eindrucksvoll geschildert. Die Erlebnisse der Protagonistinnen sind eingebettet in einen historischen Kontext, der für viele Ostdeutsche von Bedeutung ist, und spiegeln die komplexe Beziehung zur eigenen Identität wider. Laut Klett-Cotta ist der Roman als „Nachwenderoman“ konzipiert, der die Realität von damals mit den Konflikten der Gegenwart verknüpft.

Die Suche nach Identität

Im Zentrum von Laabs’ Erzählung steht die individuelle Suche nach Identität, die vor dem Hintergrund des aktuellen politischen Wandels in Deutschland von großer Brisanz ist. Die Ich-Erzählerin, die aus einer antifaschistischen Familie kommt, beschäftigt sich mit der Abdrift vieler Menschen in ihrem Umfeld in eine politische Richtung, die mit ihren eigenen Überzeugungen nicht übereinstimmt. In ihrem Wohnort hat die AfD 47 Prozent der Stimmen erhalten, was eine alarmierende Tatsache darstellt und Fragen nach den gesellschaftlichen Veränderungen aufwirft.

Barbara von Lapdogs hat auf diese Problematiken hingewiesen und in ihrer Analyse beleuchtet, dass die ostdeutsche Identität oft als defizitär und marginalisiert wahrgenommen wird. Viele Ostdeutsche fühlen sich auch heute noch als „Menschen zweiter Klasse“. Diese ambivalente Beziehung zur Vergangenheit und die Suche nach einem Platz in der Gegenwart ist zentral für das Verständnis ostdeutscher Identitäten, wie bpb.de zeigt. Laabs’ Roman bietet durch seine persönliche Perspektive und die Verknüpfung von historischen Ereignissen mit individuellen Schicksalen einen wichtigen Beitrag zu dieser Diskussion.

Ostdeutsche Erinnerungen und deren Einfluss

Laura Laabs präsentiert in ihrem Werk nicht nur ihre eigene Perspektive. Ihr Roman thematisiert auch die Erinnerungskultur in Ostdeutschland. Die prägende Rolle der Großeltern – der Urgroßvater als Nazi-Bagatellverbrecher und der Großvater als Journalist und inoffizieller Mitarbeiter des DDR-Geheimdienstes – wirft ein Licht auf die individuellen und kollektiven Schatten der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart hineinwirken. Diese familiären Verstrickungen zeigen, wie die eigene Geschichte oft von größeren gesellschaftlichen Narrativen überschattet wird.

Im Einklang mit dem geschichtlichen und sozialen Kontext stellt „Adlergestell“ Fragen nach der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart und den nachwirkenden Effekten von Identität auf das individuelle Leben. Laabs lebt heute in Bad Kleinen, Mecklenburg-Vorpommern und hat einen Zweitwohnsitz in Berlin, wo sie gelegentlich als Aushilfe in einer Kneipe arbeitet. Sie verkörpert damit eine Lebensrealität, die vielen Ostdeutschen vertraut ist.

„Adlergestell“ ist nicht nur ein Blick zurück auf die eigene Kindheit, sondern auch eine kritische Auseinandersetzung mit der heutigen gesellschaftlichen Situation. Der Roman gilt als wichtige Stimme im Diskurs über die ostdeutsche Identität und die Herausforderungen, die dort weiterhin bestehen.