Neuer Stadtschreiber Estis will Antisemitismus in Dresden thematisieren

Alexander Estis tritt als neuer Stadtschreiber in Dresden an, um Themen wie Antisemitismus und kulturelle Identität zu bearbeiten.
Alexander Estis tritt als neuer Stadtschreiber in Dresden an, um Themen wie Antisemitismus und kulturelle Identität zu bearbeiten. (Symbolbild/MD)

Neuer Stadtschreiber Estis will Antisemitismus in Dresden thematisieren

Dresden, Deutschland - Heute dürfen wir Ihnen einen frischen Wind in der Dresdner Literaturszene vorstellen: Alexander Estis, der neue Stadtschreiber von Dresden. Mit seinen jüdisch-russischen Wurzeln ist Estis ein interessanter Vertreter unserer kulturellen Vielfalt. Kaum in der Stadt angekommen, hat er sich eindrucksvoll positioniert und erklärt, dass er ohne fertiges Programm oder politische Agenda zu uns kommt. Stattdessen will er sich mit Themen wie Antisemitismus und der Russland-Affinität intensiv auseinandersetzen. Er plant zahlreiche Lesungen, Gespräche und eine Kolumne für die „Sächsische Zeitung“, was die Vorfreude auf seine Arbeit nur noch steigert. MDR berichtet.

Alexander Estis wurde 1986 in Moskau geboren und wanderte 1996 nach Deutschland aus, wo er in Hamburg seine Wurzeln weiter entfalten konnte. Als Autor, Übersetzer und Journalist hat er sich einen Namen gemacht und ist aus der deutschsprachigen Literaturszene nicht mehr wegzudenken. Seine Leidenschaft für die kurze literarische Form, die er als „Miniaturen“ bezeichnet, lässt ihn in seinen Texten oft mit Wortwitz und Scharfsinn überraschen. Seinen schon beachtlichen Werdegang untermauert Estis mit einer Reihe von Veröffentlichungen: Sieben Bücher, darunter „Fluchten“ und „Utterances of a Russian“, zeugen von seiner kreativen Kraft. Zudem ist er Mitglied des Exil-P.E.N. und hat mehrere Literaturpreise gewonnen, darunter den Kurt-Tucholsky-Preis 2023 und den Rolf-Bossert-Gedächtnispreis 2020. Wikipedia führt aus.

Ein Blick auf die Herausforderungen

In einer Zeit, in der das literarische Schaffen von jüdischen Autoren mehr denn je im Fokus steht, bringt Estis einen unverfälschten Blick auf die zeitgenössischen Herausforderungen mit. So hat das jüdische Kulturschaffen in Deutschland eine bewegte Geschichte hinter sich. Von der Blütezeit in der Weimarer Republik bis hin zur Verfolgung während des Nationalsozialismus – die Erfahrungen sind vielfältig und oft schmerzhaft. Estis kommt zu uns, um in diese Tradition einzutauchen und sich der Fragen zu stellen, die die Gegenwart aufwirft. Seine Auseinandersetzung mit Antisemitismus in einem aktuellen Kontext könnte neuen Auftrieb für die literarischen Diskurse geben, die uns als Gesellschaft betreffen. In den letzten Jahrzehnten haben zahlreiche jüdische Autoren, wie Wladimir Kaminer und Lena Gorelik, die Komplexität ihrer Identitäten thematisiert und die Diskussion neu belebt. Die Bundeszentrale für politische Bildung thematisiert die literarischen Auseinandersetzungen.

Seine aktive Teilnahme an den kulturellen Diskussionen wird nicht nur durch Lesungen, sondern auch durch Gespräche mit Dresdner Bürgern und Literaturliebhabern geschehen, bei denen er seine Gedanken und Ansichten zur Entwicklung der Kultur und Literatur teilt. Estis sieht seine Zeit in Dresden als eine Form der teilnehmenden Beobachtung. Er will aus erster Hand erleben, was die Menschen hier beschäftigt und bewegt.

Ein Neuanfang und Ausblick

Bereits seit Anfang Juni lebt Alexander Estis nun in Dresden und schätzt die Vorzüge des Stadtschreiber-Stipendiums. Er folgt in dieses Amt der früheren Stadtschreiberin Charlotte Gneuß und bringt frische Ideen und Perspektiven in die lokale Literaturszene ein. Mit seinen Einblicken und Erfahrungen in der europäischen Kultur wird er gewiss ein bereicherndes Element für die Stadt und ihre Bewohner:innen sein. Seine ersten Schritte in Dresden sind vielversprechend und wir dürfen gespannt auf das sein, was uns dieser kreative Kopf in den kommenden Monaten bescheren wird.

Details
OrtDresden, Deutschland
Quellen