Mephisto Premiere in Dresden: Theaterwaffe gegen den Faschismus!
Am 7. September 2025 eröffnet das Staatsschauspiel Dresden die Spielzeit mit Klaus Manns "Mephisto", inszeniert von Nicolai Sykosch.

Mephisto Premiere in Dresden: Theaterwaffe gegen den Faschismus!
Am 6. September 2025 feierte das Staatsschauspiel Dresden eine prächtige Premiere von Klaus Manns berühmtem Roman „Mephisto“. Die Inszenierung, unter der Regie von Nicolai Sykosch, bringt die komplexe Geschichte von Hendrik Höfgen, einem talentierten Schauspieler der 1920er Jahre, auf die Bühne. Inmitten des nationalsozialistischen Aufstiegs steht Höfgen vor der Wahl: Seine Ideale oder der Erfolg.
Die Handlung folgt diesem ehrgeizigen Charakter, der von Nadja Stübiger eindrucksvoll verkörpert wird. Höfgen startet als überzeugter Linker und revolutionärer Theatermacher, verlagert jedoch seine Karriere nach Berlin und unterwirft sich den Gegebenheiten des politischen Klimas. Hier beginnt sein moralischer Abstieg, als er seine Überzeugungen gegen den Glanz des Ruhms eintauscht. Der Einfluss der Nationalsozialisten auf die Kultur wird durch Höfgens Entwicklung in der Aufführung greifbar. Dies spiegelt auch die dramatische Realität wider, in der sich viele Künstler in dieser Zeit befanden.
Ein Stück voll visueller Kraft
Das Bühnenbild, gestaltet von Stephan Prattes, ist ein wahres Augenzwinkern. Scheinwerfer, Stühle und offene Umbauten schaffen eine dynamische und wechselnde Kulisse, die mit einem eindrucksvollen Scheiterhaufen aus Stühlen für Aufruhr sorgt. So wird nicht nur die Thematik des Stücks unterstützt, sondern auch die stetigen Spannungen zwischen den Charakteren werden verstärkt. In einer Kantinenszene etwa, in der selbstgekochte Eier serviert werden, kommt es zu einem hitzigen Streit zwischen den Figuren, was die sich zuspitzenden politischen Verhältnisse symbolisiert.
Besonders auffällig ist die Darbietung von Marin Blülle, die das ambivalente Porträt eines Ex-Nazis spielt und damit die Zerrissenheit der Charaktere verdeutlicht. Neben der intensiven Charakterdarstellung wird auch die Beziehung zwischen Höfgen und seiner Affäre Julien thematisiert. Stübiger als Höfgen zeigt eine selbstbewusste Interpretation, die die innere Zerrissenheit des Schauspielers spürbar macht.
Ein unverblümter Blick auf die Vergangenheit
Klaus Manns Roman „Mephisto“, veröffentlicht im Jahr 1936, ist ein Werk, das die Opportunisten des Dritten Reiches beleuchtet. Höfgen wird dabei, inspiriert von Gustaf Gründgens, einem realen Schauspieler, als das wandelnde Beispiel für den schmalen Grat zwischen Kunst und Macht dargestellt. Gründgens, der mit Mann befreundet war, fand in der Zeit des Nationalsozialismus einen schnellen Aufstieg, während er sich gleichzeitig der Gefahr aussetzte, seine Menschlichkeit zu verlieren. Mann selbst, Sohn des berühmten Autors Thomas Mann, war Zeit seines Lebens ein Aktivist und kritischer Kopf, der die Schrecken der nazistischen Herrschaft hinterfragt hat.
Die Inszenierung ist nicht nur ein Rückblick auf eine finstere Zeit, sondern wirft auch wichtige Fragen zur Verantwortung von Künstlern in schwierigen politischen Situationen auf. Das Stück bleibt durchgehend politisch relevant und regt zum Nachdenken über Ethik und Moral in der Kunst an, was auch im aktuellen gesellschaftlichen Kontext von Bedeutung ist.
Mit insgesamt drei Stunden inklusive einer Pause bietet die Aufführung den Zuschauern reichlich Gelegenheit zur Reflexion. Das zehnköpfige Ensemble überzeugt sowohl in schauspielerischer als auch in musikalischer Hinsicht. Die Kombination aus historischen Kostümen und aktuell gehaltenen Themen macht die Aufführung für eine breite Zuschauerschaft ansprechend.
Aufgrund der starken visuellen und emotionalen Elemente wird der Abend zu einem Erlebnis, das lange im Gedächtnis bleibt. Allein schon die Art und Weise, wie Höfgens Werdegang auf der Bühne erzählt wird, zeigt, wie weit man bereit ist zu gehen für den Erfolg – und welche Werte man dafür opfert.
Die Aufführung von „Mephisto“ im Staatsschauspiel Dresden verspricht, für viele ein fesselndes und nachdenkliches Erlebnis zu sein, und ist ein echter Theater-Highlight in dieser Spielzeit.Nachtkritik, Deutsche Welle.