Lachmöwen-Invasion bei Dynamo: Ist der Kunstrasen ein Leckerbissen?

Lachmöwen-Invasion bei Dynamo: Ist der Kunstrasen ein Leckerbissen?

Dresden, Deutschland - Über 70 Lachmöwen haben sich am Trainingszentrum von Dynamo Dresden versammelt und picken dort eifrig das Granulat vom Kunstrasenplatz. Dieser unerwartete Besuch sorgt nicht nur für kurzes Schmunzeln unter den Anwesenden, sondern wirft auch ernste Fragen zur Gesundheit der Vögel auf. Laut Berichten von Bild hat ein Reporter beobachtet, wie die Möwen das Kunststoffgranulat, das sie fälschlicherweise für Futter halten, genüsslich picken. Biologe René Sievert vom NABU Sachsen erklärt, dass Möwen bekannt dafür sind, extrem einfallsreich bei der Nahrungssuche zu sein und oft alles fressen, was sie finden können.

Obwohl Möwen normalerweise in Parks und Gärten nach Essen suchen, hat diese Gelegenheit im Trainingszentrum für die gefiederten Besucher offenbar einen besonderen Reiz. Besucher des Geländes machen sich mit Witzen über die Möwen in Anlehnung an den Erzrivalen Hansa Rostock einen Spaß, während sie die Szenerie beobachten. Es ist ein Bild, das man nicht jeden Tag sieht.

Gesundheitliche Bedenken

Die fraglichen Granulate, die beim Spielen auf den Feldern zum Einsatz kommen, bestehen aus Kunststoff, der durch Abnutzung Mikroplastik freisetzt. Dieses Mikroplastik ist auf lange Sicht gesundheitschädlich für die Möwen, vor allem für den Nachwuchs. „Das Verhalten der Möwen ist ungewöhnlich“, bemerkt Sievert, „und kein verbreitetes Phänomen.“ Das Granulat wird zudem einmal jährlich nachgefüllt, sodass die Möwen nach Möglichkeit auch in Zukunft dort nach Nahrung suchen könnten.

Der Verein selbst sieht derzeit von Gegenmaßnahmen ab. Die Effekte der Möwen auf das Trainingsgelände gelten als vernachlässigbar, obwohl der Umweltschutz durch die EU-Verordnung, die ab 2031 Kunststoffgranulat verbietet, bereits auf der Tagesordnung steht. Diese Regelung hat eine Übergangsfrist von acht Jahren, sodass der Verein noch einige Zeit mit den konventionellen Granulaten arbeiten kann.

Alternative Materialien im Blick

In der Diskussion um nachhaltigere Aspekte des Kunstrasens werden bereits Alternativen wie zerkleinerte Olivenkerne oder Korkgranulat als mögliche Lösungen in Betracht gezogen. Aktuelle Trends zeigen, dass Kunstrasenplätze zunehmend durch umweltfreundlichere Varianten ersetzt werden. Dabei wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Abnutzung von Gummipartikeln zu minimieren, wie auch Deutschlandfunk betont.

Die Problematik der Mikroplastikbelastung ist im Fußball und anderen Sportarten ein zunehmendes Thema. In Deutschland gibt es etwa 7.000 Kunstrasenplätze, die nicht direkt betroffen sind. Jedoch dürfen ab der Umsetzung der neuen EU-Regelungen keine zusätzlichen Gummigranulate mehr nachgestreut werden, was den Druck zur Umstellung auf alternative Füllmaterialien erhöht.

Insgesamt bleibt es spannend zu beobachten, wie sich die Situation rund um den Kunstrasenplatz bei Dynamo Dresden entwickeln wird. Die Lachmöwen scheinen das Trainingsgelände jedenfalls als neuen Platz für ihre Nahrungssuche auserkoren zu haben. Wird der Verein bald zerschlagene Olivenkerne oder umweltfreundliche Füllungen einsetzen? Die Zeit wird es zeigen.

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OrtDresden, Deutschland
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