Kirchglocken in Dresden-Bühlau: Nachts zu laut trotz Dämpfungsversuche!
Kirchglocken in Dresden-Bühlau: Nachts zu laut trotz Dämpfungsversuche!
Dresden-Bühlau, Deutschland - Die Kirchenglocken der St. Michaelskirche im Stadtteil Dresden-Bühlau sorgen weiterhin für Streitigkeiten unter den Anwohnern. Trotz bereits ergriffener Lärmminderungsmaßnahmen bleiben die nächtlichen Schläge der Glocken ein großes Ärgernis. Eine Sprecherin der Stadt hat bestätigt, dass die Lärmbelästigung auch nach Umrüstung der Glocken nicht ausreichend gesenkt werden konnte. Diese Problematik zieht sich bereits über mehrere Jahre, in denen immer wieder Beschwerden von Bewohnern eingegangen sind.
Im April 2023 führte das Umweltamt erneute Schallpegelmessungen durch. Diese waren notwendig geworden, nachdem das Landesumweltamt im August 2020 bei Messungen in der Nähe der Cunewalder Straße einen Schallpegel von 59 Dezibel feststellte. Zum Vergleich: Der Richtwert für Mischgebiete liegt bei erträglichen 45 Dezibel. Anwohner berichten jedoch, dass die nachträglichen Maßnahmen, wie die Installation von Messingbolzen zur Schallreduzierung und die Verringerung der Schlaghöhe der Glocken, keine wesentlichen Verbesserungen gebracht haben. „Der nächtliche Zeitschlag stört uns nach wie vor beim Schlafen“, erklärt ein Anwohner.
Neueste Messungen und deren Auswirkungen
Am 22. April 2025 fand eine neue Messung statt, bei der ein Geräuschpegel von 52 Dezibel ermittelt wurde. Die Messung allerdings dauerte nur eineinhalb Stunden und fand an einem anderen Standort statt, was die Vergleichbarkeit der Resultate einschränkt. Das Umweltamt gab an, dass die Lärmbelastung um mindestens drei bis vier Dezibel gesunken sei. Das reicht jedoch nicht aus, da der Richtwert von 45 Dezibel weiterhin überschritten wird. Zudem fehlt dem Umweltamt die technische Ausstattung für Langzeitmessungen, was die Problematik zusätzlich verkompliziert.
Die Stadt plant Gespräche mit dem Kirchenvorstand, um neue Optionen zur Minderung der Lärmbelästigung zu diskutieren. Denkbar wäre auch eine Umrüstung der Glocken, die allerdings mit Kosten zwischen 3.000 und 4.000 Euro verbunden wäre. Hier scheint der Kirchenvorstand jedoch zögerlich, um die Tradition und die Religionsfreiheit nicht zu gefährden.
Religiöse und rechtliche Aspekte des Glockengeläuts
Das Glockengeläut ist ein traditioneller Bestandteil des kirchlichen Lebens, unterliegt jedoch auch rechtlichen Rahmenbedingungen. Laut den Bestimmungen zum Immissionsschutz sind Kirchenglocken an sich nicht genehmigungspflichtig, müssen jedoch erhebliche Umweltbeeinträchtigungen vermeiden. In Deutschland wird das sakrale Geläut größtenteils als zumutbare Beeinträchtigung angesehen. Das bedeutet, Anwohner müssen in der Regel lernen, mit den Geräuschen zu leben, während das Recht auf körperliche Unversehrtheit gesichert ist. Erste rechtliche Auseinandersetzungen zeigen, dass es durchaus möglich ist, Grenzen für das Kirchengeläut festzulegen, aber noch gibt es keine bundeseinheitliche Regelung (Weltanschauungsrecht).
Die Herausforderungen rund um das Glockengeläut sind nicht nur in Dresden aktuell. Immer mehr Anwohner in Deutschland empfinden das nächtliche Geläut als störend und fordern eine Überprüfung der Lärmgrenzen. Gespräche zwischen Kommunen und Kirchengemeinden sind daher essenziell, um Missverständnisse auszuräumen und Lösungen zu finden, die für beide Seiten tragbar sind. Ob diese Lösung in Dresden-Bühlau gefunden wird, bleibt abzuwarten.
Zusätzlich ist zu bedenken, dass der Religionsausübungsfreiheit durch das Grundgesetz eine hohe Relevanz zukommt, die eine Abwägung zwischen traditionellem Glockengeläut und dem Ruhebedürfnis der Anwohner notwendig macht. Ein Ausgleich ist hier gefragt, insbesondere in Zeiten, in denen über 50 Prozent der Bevölkerung nicht mehr als religiös gelten.
Für Dresdens Kirchengemeinden und deren Glockengeläut bleibt also viel zu tun, um den Ansprüchen der Öffentlichkeit gerecht zu werden, ohne die religiösen Traditionen zu gefährden. Wie die Stadt nun weiter verfahren wird, ist von großem Interesse, nicht zuletzt für die betroffenen Anwohner, die sich nach mehr Ruhe sehnen.
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Ort | Dresden-Bühlau, Deutschland |
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